Die diesjährige Grabungskampagne im Macchiabate-Gräberfeld bei Francavilla Marittima fand vom 3. Juni bis 7. Juli statt. Neben den Feldarbeiten erfolgte in den Räumlichkeiten des Museo Nazionale Archeologico della Sibaritide die Bearbeitung und Konservierung der Funde aus den letzten Kampagnen. Das Team bildeten neun Studierende aus Basel und dem Ausland, ein Doktorand, eine Anthropologin, drei Restauratorinnen, eine Zeichnerin und ein Geologe. Geleitet wurde die Grabung von Prof. Martin A. Guggisberg mit der Unterstützung von lic. phil. Norbert Spichtig und der Grabungsassistentin MA Ilaria Gullo. Die Untersuchung der Bestattungsareale Collina und Rialzo, die seit 2018 resp. 2022 im Vordergrund unserer Forschungen stehen, wurde fortgesetzt.

Areal Collina

Im Areal Collina lag der Schwerpunkt weiterhin auf der Erforschung der Abfolge der übereinander errichteten Gräber und der damit verbundenen Genese des Grabhügels. Im Mittelpunkt stand das bereits in früheren Jahren angeschnittene eisenzeitliche Grab Collina 16. Das Grab, das nur teilweise sichtbar war, entpuppte sich im Verlaufe der Ausgrabung als monumentale Anlage. Die mit grossen Blöcken und Kieseln ausgekleidete und verfüllte Grabgrube misst in ihrer längsten Achse über 4.5 m. Die Anlage reiht sich damit in die Gruppe der grössten eisenzeitlichen Gräber der Macchiabate-Nekropole ein. Darin bestattet ist eine erwachsene Person, mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Mann, dem zahlreiche Eisen- und Bronzeobjekte beigegeben wurden, darunter eine Lanzenspitze, ein Beil sowie Trachtschmuck.

Mit diesem eisenzeitlichen Monumentalgrab zeichnet sich eine spannende und komplexe Stratigraphie des Areals Collina ab, die eine breite chronologische Abfolge von Gräbern von der späten Bronzezeit bis in die archaische Periode (Ende 7. Jh. v. Chr.) umfasst.

Areal Rialzo

Die Erkundung des Areals Rialzo mit dem Ziel, die jüngeren Belegungsphasen des Gräberfeldes zu dokumentieren, wurde fortgesetzt. Es wurden verschiedene Strukturen freigelegt, darunter weitere Gefässdeponierungen. In der nördlichen Hälfte des Areals, wo während der letztjährigen Kampagne ein reiches Keramikensemble zutage kam, konnte das Skelett eines erwachsenen Individuums freigelegt werden. Auffällig war die beinah gänzliche Abwesenheit von Beigaben, ausser einem Eisenstift im Bereich des Kiefers. Dieser Befund legt die Annahme nahe, dass das im Vorjahr entdeckte Vasenensemble und die Bestattung zusammengehören. Der Leichnam lag ausgestreckt flach auf dem Rücken. Er war vermutlich in einem Sarg oder einer Kiste aus Holz beigesetzt worden. Es ist demnach denkbar, dass die Vasen oberhalb bzw. ausserhalb der Grablege deponiert waren. Ähnliches könnte für eine Reihe von Gefässen vermutet werden, die in diesem Jahr in der südlichen Grabungsfläche zum Vorschein gekommen sind. Sie lagen seitlich und über einer grösseren Steinstruktur, die möglicherweise als Abdeckung eines Grabes zu deuten ist. Über den Steinen fanden sich zwei umfangreiche Keramikdeponierungen, bestehend aus ineinander gestapelten Gefässen. Trinkschalen und grosse Pyxiden bilden auch hier den Kern der Ensembles. Neben lokalen Gefässen stechen zwei aus Athen importierte Trinkgefässe, eine Glanzton-Schale und ein schwarzfiguriger Skyphos aus dem späten 6. bzw. frühen 5. Jahrhundert v. Chr. hervor. Sie bilden kostbare Zeugnisse einer Nutzung der Nekropole bis zum Zeitpunkt der Zerstörung von Sybaris (510 v. Chr.) oder vielleicht auch darüber hinaus.

Geoarchäologie

Nebst der archäologischen Feldarbeit wurde die geoarchäologische Analyse der Macchiabate fortgesetzt und weitgehend abgeschlossen. Dabei wurde zum einen die Topographie des Geländes mit einem GPS-Gerät dreidimensional vermessen und zum anderen mikromorphologische Sedimentproben entnommen. Ziel dabei war einerseits, Informationen zur Geländemorphologie zu sammeln und andererseits der Entstehungsgeschichte des Bestattungsareals Collina und den damit verbundenen menschlichen Eingriffen nachzugehen.

Museum

Das Restauratorinnen-Team widmete sich der Restaurierung und Konservierung der Funde aus den Basler Grabungen: Im Vordergrund standen die Funde aus dem Areal Est. Von grossem Interesse war dabei ein im Gipsblock geborgenes und im Labor freigelegtes Eisenschwert mit Scheide. Diese bestand aus Holz, das mit Bronzeblech umwickelt war. Die Bronzeelemente tragen eine sorgfältige Dekoration aus punzierten konzentrischen Kreisen und anderen Ornamenten. Dazwischen haben sich Reste einer figürlichen Szene erhalten, deren Deutung noch aussteht.

Ein weiterer fundamentaler Arbeitsschritt bestand in der zeichnerischen Dokumentation der Funde, die für die Auswertung und Datierung der Befunde unabdingbar ist.

Dank

Wir bedanken uns erneut bei der Stiftung in memoriam Adolf und Margreth Im Hof-Schoch für die grosszügige Unterstützung der diesjährigen Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten.

Die diesjährige Grabungskampagne fand vom 5. Juni bis 9. Juli statt. Nebst den Feldarbeiten erfolgte in den Räumlichkeiten des Museo Nazionale Archeologico della Sibaritide die Bearbeitung und Konservierung der Funde aus den letzten Kampagnen. Das Team bildeten neun Studierende aus Basel und dem Ausland, ein Doktorand, eine Anthropologin, drei Restauratorinnen, eine Zeichnerin und ein Geologe. Geleitet wurde die Grabung von Prof. Martin A. Guggisberg mit der Unterstützung von lic. phil. Norbert Spichtig und der Grabungsassistentin Ilaria Gullo M.A. Die Untersuchung der Areale Collina und Rialzo, die seit 2018 resp. 2022 im Vordergrund unserer Forschungen stehen, wurde fortgesetzt.

Areal Collina

Im Areal Collina lag der Forschungsschwerpunkt weiterhin auf der Frage nach der Entstehung und Entwicklung der Bestattungszone. Das neu entdeckte Grab Collina 19, das unter Grab Collina 1 und über Grab Collina 16 liegt, trug erheblich zum Verständnis der Stratigraphie bei. Ausserdem wies das Individuum einen verhältnismässig guten Erhaltungszustand der Knochen auf, was eingehendere anthropologische Beobachtungen ermöglichte. Die Beigaben beschränkten sich auf eine Trinkschale und eine Eisenfibel, anhand derer die Bestattung ins 7. Jahrhundert v. Chr. datiert werden kann. Damit liegt ein weiteres Grab aus dieser bislang vergleichsweise schlecht belegten Phase des Gräberfeldes vor.

Bei der Untersuchung der Schichten unterhalb von Collina 18 kam eine Brandbestattung zum Vorschein (Grab Collina 20). Eine aus kleinen Kieseln geformte runde Steinstruktur markierte den oberen Bereich der Grabgrube. Die Bestattung selber bestand aus einem grossen geschlossenen Gefäss aus Feinkeramik, in dem der Leichenbrand lag, und einer Tasse in grey ware, die in umgekehrter Position als Deckel fungierte. Aufgrund der Stratigraphie dürfte das Brandgrab zu den ältesten Bestattungen der Macchiabate-Nekropole gehören. Die grey ware-Tasse entspricht einem Typus, der mehrheitlich in die späte Bronzezeit datiert. Mit Grab Collina 20 liegt die erste Brandbestattung des Gräberfeldes vor. Auch dies verleiht dem Fund eine besondere Bedeutung.

Areal Rialzo

Die Untersuchungen im Areal Rialzo wurden weitergeführt mit der Absicht, jüngere Belegungsphasen des Gräberfeldes zu dokumentieren und die Auswirkungen eines modernen Eingriffes in dieser Zone zu verstehen. Zutage kamen mehrere Befunde, deren Deutung noch nicht abschliessend geklärt ist. In der nördlichen Hälfte des Grabungsareals wurde eine grobkeramische Chytra freigelegt, die zwei Miniaturgefässe und eine Bronzeperle enthielt. Ausserdem fanden sich innerhalb und ausserhalb des Kochgefässes spärliche Reste von verbrannten Knochen. Ob es sich hierbei um einen Enchytrismos handelt, ist noch unklar. Unweit davon kam eine grosse Ansammlung von verschiedenen offenen und geschlossenen Keramikgefässen zutage. Obwohl bislang keine Skelettreste gefunden wurden, liegt die Interpretation des Befundes als Beigabenensemble eines Grabes nahe.

In der südlichen Grabungsfläche konnte ein grobkeramischer Pithos dokumentiert werden, der an bereits erfasste Exemplare im Areal Collina erinnert. Daneben fand sich eine aufrecht deponierte Amphore, die mit einer ionischen Schale abgedeckt war. Beide Befunde sind noch nicht abschliessend dokumentiert.

Die Gefässe lassen sich mehrheitlich in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. einordnen – eine Zeitspanne, die in der Macchiabate noch wenig bezeugt ist. Nicht zuletzt zeigen die Befunde, dass die modernen Eingriffe den Bestattungsplatz weniger stark tangiert haben, als dies aufgrund der letztjährigen Ergebnisse zu erwarten war.

Geoarchäologie

Nebst der archäologischen Feldarbeit wurden an verschiedenen Stellen im Bereich des archäologischen Parks wiederum geologische Bohrungen durchgeführt und Sedimentproben entnommen. Ziel dabei war es, weitere Informationen zur Geländeentstehung zu sammeln und den gewachsenen Boden zu erfassen.

Fundbearbeitung

Das Restauratorinnen-Team widmete sich sowohl der Restaurierung und Konservierung der Funde aus den Basler Grabungen wie auch der Freilegung einer grossen Blockbergung aus Grab Est 11 (Kampagne 2017) mit mehreren Metallobjekten. Dank der minutiösen Arbeit der Restauratorinnen konnte ein stark fragmentiertes Eisenschwert mit verzierter Bronzescheide freigelegt und stabilisiert werden. Weitere ebenfalls stark fragmentierte Eisenobjekte warten noch darauf, ausgegraben und konserviert zu werden.

Frau Christina Peek, Spezialistin für Textilarchäologie und organische Reste am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung, beschäftigte sich im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation mit den auf Metallfunden erhaltenen organischen Resten aus verschiedenen eisenzeitlichen Gräbern im Areal Est. Durch ihr geschultes Auge konnten neue, wertvolle Informationen zur Machart und zum ursprünglichen Aussehen der Metallobjekte gesammelt werden, die nur selten überhaupt beobachtet werden können.

Dank

Wir bedanken uns bei der Stiftung in memoriam Adolf und Margreth Im Hof-Schoch für die grosszügige Unterstützung der diesjährigen Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten

Während der vierzehnten Ausgrabungskampagne konzentrierten sich die Arbeiten auf die Areale Collina und das neu untersuchte Areal Rialzo. Während der Kampagne konnte im Areal Collina erstmals in der Macchiabate-Nekropole dank Knochenfunden innheralb eines Pithos die tatsächliche Verwendung der Pithoi als Enchytrismoi nachgewiesen werden. Im Areal Rialzo konnte eine grosse Anzahl fragmentierter Keramik ausgegraben werden, meist jedoch in sekundärer Fundlage.

Areal Collina

Im Areal Collina wurden drei neue Gräber erkannt, zwei davon konnten auch komplett ausgegraben werde. Während das Grab Collina 16 noch auf seine Ausgrabung im nächsten Jahr warten muss, konnten das Enchytrismos Grab Collina 17 und das darunterliegende Körpergrab Collina 18 untersucht werden. Wie für die Macchiabate-Nekropole gut belegt war der Pithos des Grabes Collina 17 mit einer weiteren grobkeramischen Scherbe verschlossen. Im Inneren konnten die Reste eines unreifen Neugeborenen gefunden werden. Die anthropologische Altersschätzung des Individuums beträgt 30–34 lunare Wochen. Beigaben waren keine vorhanden.

Die Grabbeigaben des Grabes Collina 18 setzen sich aus zwei keramischen Gefässen sowie Schmuckelementen zusammen. Bei den Füssen des Individuums konnte ein einhenkliges Gefäss mit einer aus schwarzem Ton gefertigten Tasse darin geborgen werden. Im Bereich des Oberkörpers wurden Fragmente von bis zu vier eisernen Schlangenfibeln, teilweise mit Bronzedrahtumwicklung, gefunden. Zudem wurden eine Drahtperle und eine massive Ringperle jeweils aus Bronze ausgegraben.

Beigaben und Stratigraphie datieren die beiden Gräber in das 8. Jahrhundert v. Chr.

Areal Rialzo

Der als Areal Rialzo bezeichnete Grabungsplatz liegt im Süden der Nekropole nahe des Abhangs zur Strasse SP263 und wurde beim Geländesurvey im Jahr 2020 entdeckt. Beim Abtragen einer langrechteckigen Erhebung kamen sehr viele fragmentierte Funde und auch Knochen von Menschen und Tieren zum Vorschein. In dem aus Erde und grossen Steinen bestehenden Areal konnten jedoch keine archäologischen Strukturen identifiziert werden. Eine Erklärung dafür zeigte sich in Form eines modernen Zaundrahtes, der in einer Tiefe von 20 cm unter der Oberfläche zum Vorschein kam. Da kein Hinweis auf eine sekundäre Einbringung des Drahtes vorliegt, handelt es sich bei der Erhebung wohl um eine moderne Aufschüttung, die im Zusammenhang mit der Umzäunung des archäologischen Parkes in der Mitte der 1990er Jahre entstanden ist.

Geoarcheological investigations

A geoarchaeological field study was conducted by drs. Hugo Bouter and resulted in specific information on geomorphic features, surficial deposits and soil properties. The morphology and surficial deposits of the Macchiabate plateau and its immediate surroundings are the result of a combination of natural processes (Pleistocene/Holocene) and there is a clear human imprint on the land surface and the soil, resulting from the use as burial ground and later anthropogenic activities. Construction of burial mounds on the Macchiabate plateau clearly has led to a more irregular topography and it is assumed that during post-archaic times, burial mounds were flattened in cultivated fields and local disturbances occurred elsewhere on the plateau.

Research work is going to be continued by analysis of the topography, analysis of earth-scientific data and historical documents.