Basler Ausgrabungen

Strada 1
hm
Strada 2011
Areal Est 2018

Seit 2009 führt der Fachbereich Klassische Archäologie des Departements Altertumswissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. M. A. Guggisberg Ausgrabungen in der eisenzeitlichen Nekropole „Macchiabate“ bei Francavilla Marittima (Provinz Cosenza) in Kalabrien durch. Die Basler Untersuchungen sind innerhalb eines grösseren Forschungsprojektes der Universität Groningen (NL) zu Stande gekommen, das die Erforschung des antiken Francavilla und seiner Umgebung als Ziel hat. Seit 2011 wird die Ausgrabung in eigener Verantwortung durchgeführt.

Die Frage nach der Beziehung zwischen dem Einzelgrab Strada und den grossen Grabhügeln steht im Zentrum des Baseler Forschungsprojektes. Die Untersuchung erfolgt vor dem Hintergrund der komplexen Frage nach den Beziehungen zwischen der einheimischen Bevölkerung, phönizischen Seefahrern und den ersten griechischen Kolonisten, die sich ab der Mitte des 8. Jh. v. Chr. dauerhaft an den Küsten Süditaliens niederliessen. Durch das Studium des Bestattungsplatzes sollen Aufschlüsse über die lokale Gesellschaftsstruktur gewonnen sowie die Auswirkungen der Koloniegründung von Sybaris auf die einheimische Siedlungsgemeinschaft von Francavilla Marittima untersucht werden.

In den ersten Grabungskampagnen der Universität Basel (2009–2016) wurde ein Teil des Areals nördlich des Grabes Strada untersucht. Dabei wurden mehrere Gräber aus dem 8. Jh. v. Chr. entdeckt. Sie widerlegen die bisherige Vermutung, dass das Grab Strada ein isoliertes Einzelmonument innerhalb der Nekropole darstellt. Die meisten der neu entdeckten Gräber folgen einer übereinstimmenden Ausrichtung und weisen gemeinsame architektonische Merkmale auf. In beiden Aspekten orientieren sie sich am Grab Strada, mit dem sie sich zu einer grösseren Gräbergruppe zusammenzuschliessen scheinen. Seit 2015 werden auch östlich des Areals Strada Gräber untersucht, die ebenfalls ins 8. Jh. v. Chr. zu datieren sind. Wie sich diese beiden Areale Strada und Est in das Gesamtbild der Nekropole einfügen und welche Ausdehnung und Charakteristika sie im Einzelnen haben, sind Fragen, die durch zukünftige Untersuchungen zu beantworten sein werden.

Mit Beginn des neuen Projektes Investigating Colonial Identity wurde während der Kampagne 2018 mit der Untersuchung eines neuen Grabungsplatzes begonnen. Im Areal Collina, westlich des Areal Stradas gelegen, wurden zwei archaische Gräber entdeckt, die darauf hindeuten, dass es sich um einen Gräberhügel mit Gräbern aus dem 8.–6. Jh. v. Chr. handeln könnte.

An den jährlichen Grabungen nehmen Studierende und Mitarbeitende des Fachbereiches Klassische Archäologie des Departements Altertumswissenschaften teil. Die Feldarbeiten sind als Forschungs- und Lehrgrabung konzipiert und bieten den Basler Studierenden Gelegenheit zum Erwerb von archäologischer Praxis. Gemeinsame Besuche von Museen und archäologischen Stätten der Region dienen darüber hinaus dem vertieften Verständnis des antiken Kulturraumes Süditaliens.

Die Ausgrabungen und Auswertungen werden vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) finanziell unterstützt und sind in der aktuellen Planungsphase bis 2022 terminiert.