Lage der Macchiabate-Nekropole bei Francavilla Marittima (CS)
Die Ortschaft Francavilla Marittima liegt nahe der ionischen Küste Kalabriens. Die hier in der 1. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. ansässige, eisenzeitliche Bevölkerung wird dem oinotrischen Kulturkreis zugerechnet, der sich über das nördliche Kalabrien und die Basilikata erstreckte.
Westlich der modernen Ortschaft erhebt sich über dem Tal des Raganello der Timpone della Motta, ein dem Pollinogebirge vorgelagerter niedriger Hügel, auf dem von holländischen und italienischen Archäologen die Reste der antiken Siedlung sowie ein bedeutendes Heiligtum freigelegt wurden. Letzteres entstand im frühen 1. Jahrtausend und ist bis ins 4. Jh. v. Chr. belegt: Trotz der Gründung der nahe gelegenen griechischen Koloniestadt Sybaris um 720 v. Chr. setzt sich die Besiedlung von Francavilla ohne Unterbruch fort, das Heiligtum erlebt gar eine eigentliche Blüte in archaischer Zeit.
Die Macchiabate-Nekropole liegt auf einer der Siedlung vorgelagerten Hangterrasse. Zwischen 1963 und 1969 wurden hier unter der Leitung der Archäologin Paola Zancani Montuoro ca. 150 Körperbestattungen aus der Zeitspanne zwischen dem 9. und dem 6. Jh. v. Chr. zu Tage gefördert. Die Mehrheit der Gräber ist in grossen Gruppen organisiert, die von ausgedehnten Grabhügeln überdeckt werden (z.B. Temparella): Die Forschung sieht darin den Niederschlag einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft, die aus verschiedenen mächtigen Familien bzw. Clans bestand. Neben den grossen Grabhügeln sind auch einige Einzelgräber belegt: das bekannteste Beispiel ist das sog. Grab Strada aus der Zeit um 800 v. Chr., in dem eine phönzische Schale aus Bronze zu Tage kam. Einzelgräber werden als Monumente von Familien betrachtet, die nach dem Tod eines führenden Mitglieds an Bedeutung verloren und in der Folge nicht mehr in der Lage waren, die aufwendige Bestattungstradition fortzusetzen.